Was sind Naturheilverfahren?
Naturheilverfahren im engeren Sinne sind wissenschaftlich anerkannte Verfahren, die die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen und von entsprechend qualifizierten Ärzten verordnet werden. In einem weiteren Sinne wird unter Naturheilverfahren oft auch alles zusammengefasst, was sich nicht direkt der naturwissenschaftlich-universitären Medizin zurechnen lässt. Deshalb wird in diesem Zusammenhang auch von Komplementär- oder ergänzender Medizin gesprochen.
Wieso Naturheilkunde?
In den letzten Jahren wächst die Erkenntnis, dass Gesundheit und Wohlbefinden weder selbstverständlich sind noch von der Medizin garantiert werden können, sondern im hohen Maß von den Lebensbedingungen und Verhaltensweisen des Menschen abhängig sind. Diese Erkenntnis und die gleichzeitige Einsicht in die Grenzen des medizinisch und ökonomisch Machbaren rücken die bewährten Methoden traditioneller Naturheilverfahren wieder verstärkt in den Blick. Sie stärken den Gedanken der aktiven Gesundheitsvorsorge und der Eigenverantwortung des mündigen Bürgers.
Hohes Vertrauen in Naturheilkunde
Immer mehr Menschen in Deutschland, Europa und den USA interessieren sich für Naturheilverfahren und haben bereits gute Erfahrungen damit gemacht. Rund zwei Drittel der Bevölkerung verwenden regelmäßig oder gelegentlich natürliche Heilmethoden. Dieser Trend hält nun schon seit mehreren Jahrzehnten an. Das ergab eine Umfrage des Europäischen Gesundheitszentrums für Naturheilverfahren im Jahr 2003 sowie eine frühere Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Anders als früher greifen heute nicht nur Ältere zu Naturheilmitteln. Auch über die Hälfte der 16- bis 29-Jährigen setzt darauf. Am beliebtesten sind die Klassischen Naturheilverfahren mit 65 Prozent bei Frauen mittleren Alters.
Naturheilkunde und Schulmedizin
Ärzte, Krankenhäuser und medizinischpharmazeutische Forschung leisten großartige Arbeit, wenn es darum geht, spezifische akute und lebensbedrohliche Erkrankungen bis hinein in ihre molekularen Ursachen zu verfolgen und erfolgreich zu bekämpfen. Andererseits gerät der Schulmedizin durch ihre hohe Spezialisierung in der Behandlung chronischer Erkrankungen zuweilen der Mensch als Ganzes aus dem Blick.
Genau hier kann die Klassische Naturheilkunde ihre ganze Kompetenz und Erfahrung einbringen. Denn sie betrachtet den menschlichen Organismus als komplexes System von Wechselwirkungen, das sich nicht auf einfache Ursache-Wirkungs-Muster reduzieren lässt. Mit dieser ganzheitlichen Sicht, die den Menschen und seine Gesundheit in möglichst vielen Dimensionen erfasst, unterliegt die Naturheilkunde zuweilen zwar dem Risiko subjektiver Beobachtungen, die rational nicht immer ganz zu begründen sind, doch wer Menschen auch jenseits ihrer Krankheiten als vielschichtige und widersprüchliche Einheiten begreift, weiß, dass man manchmal auf vollständig überprüfbare Antworten verzichten und stattdessen auf Erfahrung und Intuition setzen muss. Abgesehen von einigen dogmatischen Vertretern einer ‘absoluten Wahrheit’, stellt sich die Frage nach ‘dem richtigen Weg’ zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren heute ohnehin nicht mehr. Beide haben vielmehr gelernt, die Vorteile des anderen Weges anzuerkennen und haben schon seit längerem eine Vielzahl von Berührungspunkten entdeckt. Entsprechend integrieren immer mehr Ärzte naturheilkundliche Verfahren insbesondere bei der Behandlung von chronischen Krankheiten in ihre Therapiepläne und bieten ihren Patienten entsprechende Angebote zur Gesundheitsvorsorge.
Und wohl jeder seriöse Naturheilkundler würde bei bedrohlichen und akuten Beschwerden umgehend auf Diagnosen und Therapien der klinischen Medizin drängen. Optimalerweise ergänzen sich Schulmedizin und Naturheilkunde daher im Dienste Kranker und Gesunder.
Im Fokus der Klassischen Naturheilkunde steht die ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit und Krankheit und die Unterstützung der Selbstheilungskräfte des Organismus. Dabei werden die Verfahren selten isoliert eingesetzt, sondern erzeugen oft erst in der Kombination positive synergetische Effekte. Die Bandbreite der Wirkung der Klassischen Naturheilverfahren lässt sich gut am Prinzip des heilsamen Reizes erklären. Demnach verfügt der Körper über selbstregulierende Fähigkeiten, seine Funktionen aufrecht zu erhalten bzw. zu regenerieren. Diese Selbstheilungskräfte werden durch sinnvoll dosierte Reize, beispielsweise Wärme oder Kälte, entweder exakt an der Stelle aktiviert, an der die Beschwerden auftreten oder zur allgemeinen Stärkung des Organismus verwendet.
Monika Siegl
Die Autorin betreut im Europäischen Gesundheitszentrum für Naturheilverfahren – Sebastian Kneipp Institut GmbH in Bad Wörishofen die mit den Marken »Kneipp für mich® zum Wohlfühlen« bzw. »Medical Wellness und Kneipp für mich®« ausgezeichneten Gesundheitsresorts.
[aus MW 02/2008]
Weitere Informationen unter www.kneipp-institut.de