In angenehmer Ruhe schwerelos dahinschweben – das klingt doch schon nach einer möglichen Definition für Wohlfühlen, für Wellness.
Salzschwebebäder, in den 50er Jahren von Dr. John Lilly entwickelt, fristeten, bekannt unter Begriffen wie Float- (oder Floating-)Tank, Samadhi-Tank, Meditations-Tank, bisher eher ein Schattendasein. Trotz ihrer Einbindung in Forschungsprojekte der NASA und Erfolgen bei der Behandlung von chronischen Leiden, der Stresstherapie und der Suchtentwöhnung, sowie beim »Superlearning«. Auch dass die Samadhi-Tanks in den 80er Jahren von den Esoterikern auf den Wegen der Selbsterfahrung zur »Reise in innere Räume« entdeckt wurden, verhalf noch nicht zum allgemeinen Durchbruch. Eher im Gegenteil wurde, schon durch die etwas »spacige« Bauart der ersten Tanks, das Floaten, wenn überhaupt, dann argwöhnisch betrachtet. Da half auch nicht die kleine, eingeschworene Fangemeinde, die man leicht an dem Satz: »Hab’ schon mal im Tank übernachtet.« erkennt.
Dies hat sich eigentlich erst mit der Entdeckung der Float-Tanks durch Sportmediziner und die Erholungssuchenden aus dem Wellnessbereich gewandelt. Seit einigen Jahren gibt es öffentliche Float-Studios und Float-Tanks in Einrichtungen für Hochleistungssportler. Hier handelt es sich allerdings überwiegend noch um die herkömmlichen Bauformen, den eckigen, aus Platten zusammengesetzten Tanks, selbstgebauten Floatbecken oder das Ganze ein wenig gefälliger in verschiedenen abgerundeten Formen, die allerdings immer noch »sargähnlichen« Charme versprühen. Technisch arbeiten diese einfachen Floatanlagen mit Aufbereitungstechniken, die für eine gewerbliche Nutzung nicht geeignet sind. In Kürze wird sich hier auch die Spreu vom Weizen trennen, da mittlerweile auch die Gesundheitsämter in Deutschland auf das Thema Floaten aufmerksam geworden sind. Wie in Österreich schon länger Vorschrift, wird auch hier eine professionelle Aufbereitung und Entkeimung der Sole als Standard gefordert werden.
Neben der Technik zählt natürlich auch der optische Eindruck. High-Lights sind hier z.B. das Muschel-Floatarium, bzw. moderne Float-Areas
Die Evolution von der Box zur Muschel.
Egal welche Bauform, die Grundvoraussetzung für einen Float-Tank ist ein gegen Licht und Geräusche isolierter Raum, in dem man abgeschirmt von allen Umgebungsreizen in gesättigter (26%iger) körperwarmer Sole liegt.
Wobei hier »schweben« der bessere Ausdruck ist, da es sich um eine Salz-
konzentration ähnlich dem Toten Meer handelt, so dass ein Untergehen unmöglich ist. Die Wasser- und Lufttemperatur, auch im Raum, sollte konstant 34,5 °C haben, da dies der Hauttemperatur im entspannten Zustand entspricht. Da die Größe des Tanks ein ungehindertes Ausstrecken von Armen und Beinen ermöglichen sollte, liegt die Füllmenge bei rd. 700 Litern.
Es gibt Eintank- und Zweitanksysteme. Bei den Eintanksystemen verbleibt die Sole ständig im Floating Tank und wird zwischen den Anwendungen gefiltert, oftmals leider nur mit Geräten aus der Aquarientechnik. Diese Eintanksysteme sind für den gewerblichen Einsatz nicht geeignet.
Zweitanksysteme sind im unbenutzten Zustand leer, die Sole befindet sich in einem Extratank und wird dort ständig aufbereitet. Zum Floaten wird die Sole dann in den Floating Tank gepumpt. Dieses System hat, neben der psychologischen Komponente des »frischeren Gefühls« beim Einlassen der Sole, den Vorteil, dass der eigentliche Floating Tank mechanisch gesäubert und bei einigen Herstellern auch automatisch desinfiziert werden kann. Eine automatische Meß- und Regelstrecke kontrolliert permanent Chlor- und PH-Werte, so dass der Betreiber, wie auch der Floatgast, immer auf der sicheren Seite sind.
An dieser Stelle ein paar Fakten zum Thema Chlor und zum Thema Salzwasser. Frisches Chlor ist fast geruchsneutral. Der für uns so unangenehme Chlorgeruch entsteht erst, wenn das Chlor seine Arbeit leistet, also organische Verunreinigungen im Wasser bekämpft und sich dadurch Chlorgas bildet. Die Gesundheitsämter fordern immer noch Chlor als Desinfektionsmittel, auch für Solebäder, da es ein Irrglaube ist, dass in Sole, insbesondere in der zum Floaten verwendeten Starksole nichts leben kann. Salzwasser ist zwar ein ungünstiger Lebensraum für viele Viren und Bakterien, aber kein tödlicher. Pilze und Coli-Bakterien vermehren sich gut und dem Rest geht es zwar nicht sonderlich, aber er lebt. Also kann nur eine entsprechende Aufbereitungsanlage dem Badegast die Sicherheit geben, dass er sich gesund entspannt.
Für den gewerblichen Betreiber einer Floatanlage gibt es neben der schon ausführlich beschriebenen Aufbereitungstechnik einige wichtige Punkte zu beachten. Der Raum für den Float-Tank, bzw. die Floatarea, sollte nicht zu klein sein. Je nach Größe der Anlage sollte neben einem ansprechend gestalteten Raum von ca. 25 m2 (mit Dusche und WC), auch noch ein Technikraum von mindestens 6 m2 (bei Zweitanksystemen) zur Verfügung stehen.
Ein angenehmes Raumgefühl, ansprechende Beleuchtung, sowie Düfte und Musik leiten eine Entspannungsphase schon positiv ein und ermöglichen auch ein schonendes »Ankommen« in der rauen Wirklichkeit nach dem Schwebebad. Je nach Hersteller können alle wichtigen Funktionen vom Gast in dem Floating-Tank, bzw. in der Floatarea liegender Weise gesteuert werden. Licht, Musik, an / aus, sowie Deckel auf und zu, Notruf – alles steuert der Gast selbst, so dass es hier auch nur in ganz seltenen Fällen bei Anfängern zu klaustrophobischen Gefühlen kommt. Die Anforderungen an die Elektro- und Sanitäranschlüsse entsprechen ungefähr denen einer normalen Anwendungswanne. Der hohe Salzgehalt erfordert soleresistente Materialien beim Ausbau der Räumlichkeiten. Eine gute Floatarea ist in dieser Beziehung autark, da die Kabine schon soleresistent gebaut sein sollte.
Auf die Sole kommt es an.
Es kommen überwiegend drei Solearten zum Einsatz, die Sole aus Magnesiumsulfat (Bittersalz, Epsonsalz), die flüssige Natursole, wie z.B. im Kurmittelhaus der Moderne in Bad Reichenhall und die aus unterschiedlichen Salzen, wie z.B. Himalajasalz oder Meersalz erzeugte Sole.
Da die Natursole, sowie die Himalaja- und Meersalzsole eine hohe Konzentration an gelösten Mineralstoffen und Spurenelementen, ähnlich dem Toten Meer Salz, hat, wird sie für eine Vielzahl an Therapieformen eingesetzt. Die außergewöhnlich entspannende und »glücklich machende« Wirkung des Floatens basiert einfach ausgedrückt darauf, dass dem Körper erst mal alle Stressmomente genommen werden.
Davon ausgehend, dass wir einen Großteil unserer Körperaktivität im Kampf mit der Schwerkraft und der Reaktion auf äußere Reize, z.B. Temperatur, Lärm, Licht, einsetzen, ist es leicht nachvollziehbar, dass beim Floaten sofort sehr viel an freien körpereigenen Kräften wieder zur Verfügung steht. Dieser schwerelose Zustand, diese »Leichtigkeit des Seins«, ermöglicht es, neben der außergewöhnlich tiefen, körperlichen und mentalen Entspannung, in Verbindung mit den Heilkräften des Salzes auch viele Leiden zu lindern.
Bäder mit Salzen sollen bei Kreislaufstörungen, Drüsenstörungen, Inkoordination, Verletzungen, eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, Hexenschuss, Lähmungen, Prolaps (Bandscheibenvorfall), Rheumatismus, diversen Hautleiden, Ischias, sowie in warmer Form bei Übersäuerung, Verwachsungen, Aplexie (Schlaganfall), Gallenblasenentzündung, Erkältungsbeschwerden, Dickdarmentzündung, Blasenkatarrh, Zysten, Gallensteine, Kopfschmerzen, Multiple Sklerose, Zerrungen und Verstauchungen, Nierenentzündung und Neuralgie helfen.
Floaten entspricht dem Zeitgeist. In Zeiten wo Wellnessbereiche zu Medical Wellnessbereichen werden, wo sinnvolle Anwendungen gefordert sind, kommt das Floaten gerade recht. Ob in der Therme, dem Hotel oder Day-Spa, beziehungsweise in innovativen Arztpraxen, beim Physio- oder anderen Therapeuten. Rein nur zur Entspannung, zur Bewältigung von Ängsten (z.B. in der diPura Zahnklinik in Essen), gegen das Burnout-Syndrom.
Der Float-Tank, die Floatarea amortisiert sich, auch bei einem Anschaffungspreis von ca. 40 bis 110 Tausend Euro für eine gewerbliche Anlage, in kürzester Zeit. 45 Minuten schweben wird für um die 50 Euro allein oder anteilig in Paketen verkauft. Ein Preis der auch von Skeptikern nach dem ersten Floaten gerne bezahlt wird. Die Freisetzung der Endorphine (auch Glückshormon genannt) machen es möglich.
Diese Art der Tiefenentspannung, die in Amerika schon längst Fuß gefasst hat, wird uns in der nächsten Zeit immer öfter begegnen und somit natürlich auch im Interesse der Gäste liegen. Wer weiß, vielleicht ist »Floatness« ja ein Begriff der Zukunft.
Stefan U. Bollmeyer
Der Autor ist geprüfter Sachverständiger für Beauty-, Sauna-, Spa-, Float- und Wellnesseinrichtungen, Mitglied des BDSH (Bundesverband Deutscher Sachverständiger des Handwerks e.V.)
[aus MW 02/2008]
Weiter Informationen finden Sie unter www.spa-kompetenz.de.