Liebe Leserinnen und Leser,
Das »Forum Berufsbildung e.V.« hatte auf der Messe Wellness Plus im Januar eine Umfrage unter den Messe-Besuchern durchgeführt und unter anderem erfahren, dass 85 Prozent der Befragten »Wellness-Fans« sind und 70 Prozent »Wellness im Alltag aktiv praktizieren«. Die relativ hohe Zustimmung ist für eine Spezialmesse rund um das Thema Wohlfühlen und Entspannung kaum verwunderlich. Würde man Galerie-Besucher fragen, ob sie sich für Kunst interessieren, würde man zu ähnlich hohen Werten kommen. Signifikant finde ich jedoch die Antworten auf die Frage: »Kennen Sie Medical Wellness?« Nur 32 Prozent der eindeutig wellness-affinen Messebesucher machten Ihr Kreuz bei »Ja« während den anderen zwei Dritteln »Medical Wellness« unbekannt ist!
Hat Medical Wellness immernoch ein Darstellungsproblem?
Ich möchte die Zahlen keineswegs überbewerten, halte sie angesichts der aktuellen Diskussion um eine notwendige Rationierung im Gesundheitswesen und die wachsende Eigenverantwortung – sprich finanzielle Beteiligung – der Patienten aber dennoch für alarmierend.
Es ist an der Zeit, dass die Branche selbstbewusst Angebote formuliert, verbindlich beschreibt, was ein Medical Wellness Gast erwarten darf und den Anbietern verlässliche Standards für die Qualität von Anwendungen und Personal vorgibt. Der Deutsche Medical Wellness Verband fordert gar eine gemeinsame »Qualitätsoffensive« aller Beteiligten und will sich zukünftig verstärkt um die Bereiche »Ausbildung« und »Öffentlichkeitsarbeit« kümmern.
»Nachdem wir uns in der Vergangenheit sehr intensiv um die Festlegung von allgemeinverbindlichen Qualitätsstandards gekümmert haben, geht es jetzt darum, sie auf die vielen unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungsgänge zu übertragen und der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen« sagte Lutz Lungwitz, 1. Vorsitzender des DMWV am Rande eines Strategiegesprächs in Berlin. »Nicht nur die Gäste müssen wissen, was Medical Wellness kann, sondern auch die Multiplikatoren und Entscheider in Wirtschaft, Medien, Politik und Sozialsystemen.« Erklärtes Ziel ist es, mehr Vertrauen in die neuen Angebote aufzubauen. »Das kann jedoch nur mit entsprechend geschultem Personal gelingen. Wir werden uns deshalb verstärkt in die Ausbildung einmischen, die besten Bildungsangebote herausstellen und um fehlende Inhalte ergänzen.« so Lungwitz weiter.
Die hohe Qualität von Medical Wellness ist auch Gegenstand intensiver Gespräche von Vertretern diverser Fachverbände und Institutionen. Ihr Anliegen ist die gemeinsame Herausarbeitung von allgemeinverbindlichen Kernanforderungen, die in meinen Augen die Basis für eine breite Anerkennung von Medical Wellness sein könnte. Wenn dies gelingt, sollte es zukünftig möglich sein, die »Wellness-Fans« unter den Besuchern einschlägiger Fachmessen zu »Medical Wellness-Fans« zu machen. Steffen WilbrandtChefredakteur