Liebe Leserinnen und Leser,
»Wir stehen vor der ehrlichen Erkenntnis, dass die Vollkaskomentalität,
die sich in dem Gesundheitswesen der Bundesrepublik Deutrschland etabliert hat, nur noch bedingte Zeit auf dem jetzt geltenden Niveau aufrecht zu erhalten ist.« Das formulierte Dr. Rolf Koschorrek, MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, auf einer Pressekonferenz im Oktober 2008, auf der verschiedene Verbände und Institutionen einen »Letter of Intent« (LOI) zu Medical Wellness vorstellten. Darin verständigen sich die Unterzeichner auf sieben Kernanforderungen, die für Medical Wellness gelten sollen und formulieren in einer Präambel Grundsätze, die helfen könnten, Medical Wellness für Anbieter und Kunden verständlicher zu machen.
Ich halte diese gemeinsame Initiative für einen wichtigen Meilenstein und bin nicht wenig stolz darauf, dass unsere Redaktion im Januar 2008 den Anstoß zu einem ersten Treffen aller Beteiligten gegeben hat. Selbstverständlich sind wir mit dem Papier noch lange nicht am Ziel. Die Entwicklung von Medical Wellness Angeboten und die Arbeit an den gemeinsamen Qualitätsstandards muss weitergehen. Dies und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit haben sich die Unterzeichner auf die Fahnen geschrieben.
Natürlich hat sich manch einer mehr oder anderes erwartet von den intensiven Beratungen der Arbeitsgruppe. Der Deutsche Wellness Verband zum Beispiel, der den Medical Wellness-Begriff als einer der ersten benutzt hat und die Arbeit an dem LOI zunächst mit konstruktiver Zuarbeit unterstützt hat, wird nicht müde, gegen Medical Wellness zu wettern. Lutz Hertel, der Vorsitzende des DWV, wird von der Allgemeinen Hotel- und Gastättenzeitung gar mit der Bemerkung zitiert: »Dumm nur wenn der Hotelier diesen Nonsens nicht durchschaut«. Gemeint ist Medcial Wellness!
Das Schlimmste an Medical Wellness scheint jedoch zu sein, dass
Lutz Lungwitz, der Vorsitzende des deutschen Branchenverbandes (DMWV), eine Werbeagentur besitzt. Ich kann hieran nichts ehrenrühriges finden und glaube sogar, dass es keineswegs verwerflich oder gar unethisch ist, wenn man versucht, mit einem guten Produkt auch Geld zu verdienen. Lutz Hertel macht nichts anderes! Anders als dieser bin ich jedoch der festen Überzeugung, dass ein jeder in der Branche schlau genug ist, über die Potenziale von Wellness und Medical Wellness selbst zu befinden.
Entscheidend ist meines Erachtens, dass wir endlich damit aufhören, Medical Wellness in unzähligen Podien als »Modeerscheinung« oder »Marketingblase« in Frage zu stellen und endlich als das begreifen, was es ist – nämlich ein sich rasant entwickelnder Zukunftsmarkt, der zu einer durchaus belastbaren Brücke zwischen Schulmedizin und Wohlfühlindustrie werden kann. Medical Wellness könnte helfen, den dringend nötigen Paradigmenwechsel in unserem Gesundheitsverständnis zu fördern und viele Menschen dazu bringen, Gesundheit zu genießen.
Lassen Sie uns Medical Wellness als Chance begreifen – auch für die äußerst vielfältige und leistungsfähige Wellnessbranche!
Steffen Wilbrandt
Chefredakteur