Herr Eggensberger - Ihr Haus ist das erste nach den Quality System Standards des DMWV zertifierte Medical-Wellness-Hotel – herzlichen Glückwunsch!
Wie fühlt man sich als Chef eines derart ausgezeichneten Hauses?
Ich bin in erster Linie stolz auf mein Therapeutenteam, die die letzten Jahre konsequent durch Fortbildungen, Ausdauer und Engagement die Zertifizierungen QS-Reha, ISO EN 9001:2000 und nun »Medical Wellness« maßgeblich ermöglichten.
Auch unserem motivierten und engagierten WellnessTeam bin ich für die Bemühungen um Innovationen und das parallele Wohlfühl-Ambiente in unserem Haus sehr dankbar.
Gibt es etwas, was sich durch die verschiedenen Audits für Sie geändert hat?
Ja und nein – Qualität ist uns seit über 30 Jahren ein Herzensanliegen. Meine Eltern gründeten damals das Kneippkurhaus Eggensberger, das sich nun zu einem 4-Sterne Hotel mit Therapiezentrum und WellnessOase weiterentwickeln konnte.
Im Gründungsjahr wurde unser heute leitender Physiotherapeut NorbertSchöning, der mit folgender Bedingung begann, angestellt: »Ich bleibe in diesem Hause nur so lange, wie ich Freude an der Arbeit habe und ich Weiterentwicklungen begleiten darf und sich das Haus vorwärts orientiert«. – Er ist bis heute als Motor in unserem Hause.
Die Qualitätsbemühungen der jüngsten Jahre mündeten nicht zuletzt durch die Vorarbeiten zu den Zertifizierungen des TÜVs in strukturierte Arbeitprozesse und Organisationsabläufe. Die Mitarbeiter erarbeiteten hierbei viele gemeinsame Vorgehensweisen, die letztlich auch die Therapie um ein großes Stück vorwärts gebracht haben. Neuerungen können heute schneller umgesetzt werden und Arbeitshilfen sind per EDV schneller abrufbar als vor den Zertifizierungen. Außerdem wurden Zielsetzungen für Mitarbeiter transparenter dargestellt und klarer artikuliert. An diesen Verbesserungen haben die Prüfungen und späteren Auswertungen sicher einen wesentlichen Anteil.
Aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden Medical Wellness in Ihr Angebot zu integrieren?
1998 hatten wir begonnen unseren Gästen Präventions- und Gesundheitsangebote anzubieten. Die Sozialkuren - ein Vorläufer von Medical Wellness (damals noch unter der Regie der Krankenkassen) - gingen nach der Gesundheitsreform mit Horst Seehofer drastisch zurück, so dass wir als Kuranbieter sofort reagieren mussten.
Die Verbindung von medizinischer Kompetenz mit einem 4-Sterne Ambiente im Hotelbereich war für uns die Herausforderung, die wir bereits 1999 als Medical Wellness nach außen kommunizierten.
Wie haben Sie sich auf die Zertifizierung vorbereitet?
Die Zulassung unseres Therapiezentrums war durch die Qualitätsverpflichtung des Sozialgesetzbuches zunächst von außen vorgegeben. So führten wir mit der Universität in Freiburg QS-Reha für unseren Rehabereich durch und mussten daher auch ein Qualitätsmanagement nach einer Norm wie ISO EN 9001:2000 nachweisen. Die Zertifizierung desselben führte schließlich der TÜV Rheinland
bei uns durch, der den Arbeitsprozess über anderthalb Jahre begleitete. Im Oktober 2006 fand dann das abschließende Audit statt. Damit waren die wichtigsten Vorbereitungen für eine Zertifizierung nach den DMWV-Quality Standads bereits erarbeitet worden.
Wie muss man sich die Zertifizierung durch den TÜV vorstellen? Laufen die Prüfer mit Fragebögen durch das Haus und probieren alles aus?
Nicht ganz. Frau Sessini – Auditorin vom TÜV Rheinland – führte bei uns die Zertifizierung durch. Sie überprüfte hierbei die vorgegebenen Iso-Normen in unseren Handbüchern und die entsprechenden Prozessbeschreibungen. Auch nam sie Arbeitsverträge, Berufsurkunden, ärztliche Berufsnachweise und Fortbildungen der Therapeuten sehr genau unter die Lupe.
Als Gesprächspartner standen ihr unser Arzt Stefan Reuter, der leitende Physiotherapeut Norbert Schöning und ich zur Verfügung. Schließlich wurde eine Hausbegehung gemacht, bei der alle theoretisch dargestellten Zertifizierungskriterien in den Therpieräumen vor Ort überprüft wurden.
Was darf der Gast erwarten, wenn er zu Ihnen kommt?
Unser Team arbeitet sowohl im Bereich Medical Wellness wie auch in der ambulanten orthopädischen/ traumatologischen Therapie. Dadurch können die Therapeuten auf einen reichen Erfahrungsschatz ihrer täglichen Arbeit mit ambulanten Patienten bauen und somit die Gäste unseres Hauses (meist Rücken- oder Gelenkproblemstellungen) mit hoher Fach- und Sozialkompetenz therapeutisch analysieren, beraten und behandeln. Der Gast hat somit einen hohen Nutzen für seine Gesundheit, die er in unserem Hause zielgerichtet in Angriff nehmen kann.
Konkret kann der Gast z.B. eine Rückenanalyse buchen, bei der ein Physiotherapeut seinen Rücken eine Stunde lang analysiert. Dabei werden alle Zusammenhänge von Alltag, Beruf und Hobbies betrachtet und funktionelle Zusammenhänge der einzelnen Gelenke, Muskeln, Sehnen und Nerven ergründet. Aus den Ergebnissen wird eine Zielsetzung definiert und mit dem Gast gemeinsam erörtert. Schließlich werden erste Behandlungsansätze angewandt und das weitere Vorgehen aufgezeigt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen im Internet:
www.eggensberger.de
[gekürzt aus MW 02/2008]